Mittwoch, 3. Juni 2009

Himmelfahrt...

...sind die Kinder und ich ÄUßERST früh aufgestanden und kamen ganz glücklich, ohne Stau und mit normaler Motortemperatur in Damp bei Grejazi an...


Und wir hatten Glück! Unsere Unterkunft in Spuckweite zu Grejazis Kurklinikzimmer hatte tatsächlich Meerblick. Was zudem, abgekehrt von Hafen und Disco, nächtliche Ruhe bedeutete.
Diese possierlichen Geschöpfe schätzten wir gleich richtig ein: DREIST! ;) Raschelte wo eine Tüte, waren sie gleich da und forderten mit hypnotischem Blick ihren Anteil. Aber wehe den Ahnungslosen, die anfingen, die Gefiederten zu füttern! Die waren bald ihr ganzes Mahl quitt...


Und sowas hier finde ich hypnotisch!


Naja, das Spiel von Licht und Wasser werde ich wohl niemals müde, abzulichten.


Grejazi träumt derweil von Segelschein und Mietyacht - meinethalben!

Es gibt an Damps Südstrand einen fest installierten, großen Schwenkgrill, den nutzen kann, wer mag. Da kann auch zu mehreren Parteien gemütlich gegrillt werden. Und das taten wir, Grejazis Kurkumpel hatte die Idee, um "endlich mal wieder ein ordentliches Stück Fleisch" zu bekommen. Die Beköstigung war wohl nicht sooo umwerfend in der Kur.
Es war ein beschaulicher, milder Abend -
wie sich an den Bildern unschwer ablesen lässt.



Beim Hafenmeister ist ein Anleger, an dem jeden Morgen fangfrischer Fisch ab Kutter verkauft wird und da unsere Unterkunft eine gut ausgestattete Küche hatte, konnte ich mir das nicht entgehen lassen. Die Schollen waren sogar schon ausgenommen.

"Fischen" wollten die Kinder dann auch und am Sonntag, nach Auszug aus der Unterkunft, haben wir üppig gefrühstückt im Hafen. Dieweil Grejazi und ich noch Kaffee schlürften, vertrieben die Kinder sich die Zeit mit "Krebsangeln".
Aber die Tiere waren uns über ;)
Tja, und dann begaben wir uns auf eine Rückfahrt, die noch sehr denkwürdig werden sollte.
Schon am ersten Maiwochenende war der Heimweg zeitlich länger ausgefallen als die Anfahrt und ich rechnete mit so etwas. Wollte aber ums Verrecken noch so lang wie möglich am Meer bleiben, mich nicht lösen vom Strand noch von Grejazi. Den Kindern kam's zupass.
Wir haben dann über drei Stunden gebraucht, um erst mal Hamburg hinter uns zu lassen. Wenn ich erzählen soll, wo kein Stau war, bin ich schneller fertig. Aber nun, ich bin ja sehenden Auges hineingefahren.
Die Kinder waren fabelhaft!
Mir war ein bisschen mulmig, weil ich im Packwahn das falsche Ladegerät mitgenommen hatte und mein Handy in den letzten Zügen lag. Nach acht Stunden Fahrt wurde mir dann auch das Telefonieren verweigert, SMS hätte ich noch eine oder zwei schicken können.
Das war eine halbe Stunde vor Bergkamen, wir STANDEN auf der linken Spur.
Da tönten von hinter mir verdächtige Geräusche. Auf meine vorsichtige Anfrage erfuhr ich, dass M. sich übergeben hatte, das meiste in den Schuh gelaufen sei und nur ein bisschen auf den Boden. Die beiden andern ekelten sich, waren aber nicht getroffen worden.
Ich konnt's dem Kind nicht verdenken, dass er's zum Kotzen fand.
In selbigem Moment teilte mir unser Bus per gelber Lampe mit, dass er jetzt gerade wohl Kühlwasser verlöre.....
Mit viel Winken, Abwarten, nach hinten 'raus Entschuldigen und Bedanken mogelte ich uns durch den ruhenden Verkehr auf einen dieser Rastplätze, die zumindest über ein Toilettengebäude verfügen, das war das Naheliegendste.
Das Schielen nach der Motortemperatur beruhigte mich erst mal: die war hervorragend und den Lüfter hörte ich anspringen. "Muss noch wer auf's Klo?" fragte ich und fischte den tropfenden Schuh aus dem Fußraum. Die Jungs wollten nur an die Luft, B. ging mit mir Richtung Sanitärgebäude.
Erstmal alles gut, soweit.
Ich leerte den Schuh ins Gebüsch und mit dem noch tropfenden Stück in der ausgestreckten Hand trafen wir dann auf eine Dame. Ich meine, so eine mit Silberhaar, Seidenbluse und Perlenkette.
Die wandte sich mir zu und fragte freundlich:"Haben Sie schon ihr Heil versucht?"
Zerzaust und verwirrt stotterte ich:"Was... nein... ich bin gerade erst angekommen, ich weiß von GAR NICHTS!" (Ich dachte, Hilfe, jetzt kriegen sie mich - erst Packwahn, dann Bhagvan! Womit ich NIX gegen jedwede Bhuddisten gesagt haben will!)
"Aber sehen Sie doch - dort!" brachte die Frau mit theatralischer Geste auf das Toilettenhaus deutend hervor. Da sah ich es: völlig vergittert und AUßER BETRIEB! Bei dem Andrang!
Es war heiß, ich war seit über acht Stunden auf Asphalt unterwegs, ich musste mal, hatte Kotze an den Fingern und mein Auto meldete Wasserverlust! Vom streikenden Handy mal abgesehen...
Nicht zimperlich, sprang ich mit B. in die nächsten Büsche - wohin uns die Dame nicht folgte - und wir erleichterten uns. So dort am Hang im Gebüsch hockend, überdachte ich unsere Lage und kam zu dem Schluss:
Das kannst du jetzt eigentlich nur noch heiter nehmen, ganz entspannt - anders geht's gar nicht!
Und richtig!
Den Hang erklimmend, fiel mein Blick auf die zweite Fahrbahn des Rastplatzes und wer stand da, an einem Wohnwagengespann einen Reifen wechselnd? Ein gelber Engel! Ich flog ihm zu und grüßte ihn freundlich: "Entschuldigung, muss ich bei Ihnen eine Nummer ziehen?" Er grinste und erkundigte sich, ich erklärte und er sprach:
"Ich komm' gleich!"
So ging ich zu unserem Auto zurück, beruhigte die Kinder, öffnete die Motorhaube und sah nach dem Wasserstand. Der Kühler war fast bis zum Rand voll, es war auch kein Leck auszumachen.
Der ADAC-Mensch war so entspannt wie ich, wir einigten uns auf "bekloppte Elektronik", zur Sicherheit kippte er noch Wasser nach - DER hatte welches! - und wir nahmen den Kampf mit dem "Reststau" auf.
Nach insgesamt elf Stunden Fahrt waren wir dann zu Hause....
Ich fürchte nur, für ein paar Tage Meeeer würde ich wieder genauso handeln!